Vor jeder Investition macht es Sinn, sich Gedanken über die eigenen (Rendite-)Erwartungen zu machen und Prognosen aufzustellen, weswegen man überhaupt in welche Anlageklasse investiert.
Im Folgenden stelle ich Dir meine 5 Investmentthesen bis 2030 vor, auf denen ich meine Anlageentscheidungen basiere.
1. Unternehmensgewinne als Motor
In einem anderen Artikel habe ich bereits ausführlich beschrieben, warum die Börse langfristig steigt. Solange es eine Marktwirtschaft und Konsum auf unserer Welt gibt, werden Unternehmen daraus als Anreiz auch Gewinne generieren müssen. Aus diesem Grund sind für mich als unternehmerisch denkender Mensch Beteiligungen im Rahmen von Aktien langfristig die beste Anlageform überhaupt.
Durch aktuelle und zukünftige Trends wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, der Kampf gegen den Klimawandel, E-Mobilität aber auch alternde Gesellschaften gibt es massenhaft Möglichkeiten für Unternehmen, um durch Innovationen Gewinne zu generieren.
Nie in der Geschichte war es einfacher, ein Unternehmen zu gründen oder an Kapital zu kommen!
2. Schwaches Wachstum & höhere Inflation
Abgesehen von einzelnen Schwellenländern wie China erwarte ich – Stand 2021 – für die nächste Dekade ein schwaches Wirtschaftswachstum und eine steigende Inflation. Diese Situation kombiniert mit einer aktuell relativ hohen Aktienmarktbewertung in verschiedenen Segmenten spricht tendentiell eher für fallende Aktienkurse, was sich auf der Käuferseite natürlich positiv auswirkt. Außerdem müssen immer auch die Alternativen betrachtet werden und unter diesem Gesichtspunkt sehe ich Unternehmensanteile nach wie vor als sehr gutes Investment.
Beide Faktoren könnten auch höhere Volatilität am Aktienmarkt nach sich ziehen, was sich in Krisenzeiten für uns Privatanleger mit antizyklischem Handeln auszahlen kann.
Höhere Inflation spricht mittelfristig auch für höhere Zinsen, d.h. die risikofreie Anlage in meinem Portfolio kann damit auch wieder ein wenig zur Gesamtrendite beitragen. Die höhere Inflation wird vermutlich allein schon wegen der immensen Staatsschulden nicht von den Zentralbanken bekämpft werden, die so relativ einfach abgebaut werden können.
3. Digitale Währungen auf der Sinnsuche
Bei allem Hype um digitale Währungen wie den Bitcoin darf man nicht vergessen, dass es diese erst seit extrem kurzer Zeit gibt und damit wenig verlässliche, historische Daten existieren. Zudem sind viele unerfahrene Anleger beteiligt, es fehlt aus meiner Sicht ein inhärenter Wert und es existieren relativ hohe Kursrisiken, wenn eine signifikante Anzahl an Tokens bewegt werden. Auch der immense Stromverbrauch einer einzelnen Transaktion ist nicht zu vernachlässigen (wofür es aber bereits Lösungsansätze wie das Lightning-Netzwerk gibt).
Verstärkend kommt noch hinzu, dass Zentralbanken in Zukunft vermutlich eigene digitale Währungen herausgeben werden, die den Vorteil haben, dass man mit diesen auch seine Steuern bezahlen kann und somit analog dem aktuellen Zentralbankgeld eine Deckung dahinter steht.
Alles in allem stehen wir noch ganz am Anfang und die nächsten Jahre werden erst zeigen, wohin die Reise geht und welche digitalen Währungen sich durchsetzen können.
4. Goldene Immobilien-Jahre sind vorbei
Die letzten 10 Jahre waren für Investoren in Wohn- und Gewerbeimmobilien ein Traum: 2-stellige Renditen waren keine Seltenheit und gepushed durch die niedrigen Zinsen ließ sich zusätzlich auch noch der Finanzierungs-Hebel geschickt nutzen.
Aus meiner Sicht werden diese Zeiten in der nächsten Dekade vorüber sein, wofür 2 Argumente sprechen:
- die demografische Entwicklung und
- Verstärkung des Home-Office-Trends in Unternehmen.
Außerdem werden steigende Zinsen (siehe Punkt 2.) die Finanzierungskosten wieder verteuern, so dass die Immobilienpreise auf breiter Front sinken dürften.
5. Drastische Änderungen am Arbeitsmarkt
Mit dem Einzug von Software-as-a-Service und künstlicher Intelligenz wird sich meiner Ansicht nach, der Arbeitsmarkt dramatisch verändern:
die 3 meistgefragtesten Skills werden meiner Meinung nach Coden, Handwerk und Empathie – die meisten anderen Dinge kann Software heute schon schneller und effizienter oder wird es in Zukunft sicher können.
Gleichzeitig kann es aufgrund der sich verändernden Demographie in etlichen Ländern, wie Deutschland, USA, Japan, etc. zu einem großen Fachkräftemangel kommen, der nur sinnvoll durch Migration ausgeglichen werden kann. Als sehr spannende Lektüre kann ich hier das Buch Move von Parag Khanna empfehlen, der beschreibt, wie die einzelnen Länder um die besten Fachkräfte konkurrieren werden und wie der Facharbeiter entsprechend weiterzieht.
Abschließend sollte man bei seinen Hypthesen berücksichtigen, dass es immer anders kommt als man denkt 😉
Ich finde hierzu das folgende Zitat sehr passend:
It‘s one thing to have an opinion, but something very different to assume it‘s right and bet heavily on it.
Oaktree Capital
Was denkt ihr? Was sind Eure Investmentthesen für die nächsten 10 Jahre bis 2030?
Disclaimer: Meine kostenlosen und freien Recherchen stellen meine persönliche Meinung dar und sind in keinster Weise eine Anlageempfehlung. Sie werden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt, aber sie können trotzdem ganz oder teilweise falsch sein. Daher übernehme ich keinerlei Haftung für Anlageentscheidungen, die auf Basis der hier vermittelten Informationen getroffen werden. Des Weiteren erhebt diese Website keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.
Hi gleichgesinnter Chris,
nur in den Thesen 2. und 4. unterscheiden wir uns:
zu 2.: Ich sehe Deflation vor uns -> IoT/Cloud/Big-Data…. steigert die Effizienz maßgeblich und lässt die Kosten senken, gleichzeitig wird durch die Digitalisierung die Ressourcenknappheit umgangen werden können, z.B. Textilindustrie fertig statt mit teurer knapper (je Ernte) Baumwolle in China nun mit PET-Flaschen in Italien/Portugal und kann so den EU-Markt mit Produkten durch kurze supplychain und keinen Währungsrisiken beliefern. Später werden die Näher auch noch durch Roboter und 3d-Drucker ersetzt.
zu 4. Immobilien bleiben aufgrund des Renovierungsstaus, einfachen Geldwäsche und der Alternative zu Staatsanleihen für viele ausländische Investoren weiterhin sehr spannend – außer die politische Lage ändert sich im Herbst nach der Wahl dramatisch. Für andere Länder wird es am Immobilienmarkt vermutlich zu Abkühlungen kommen da dort deine beiden Punkte voll zuschlagen (vor allem Japan, Italien, Südkorea und China).
Servus Daniel,
cool – vielen herzlichen Dank für Dein Feedback und die natürlich durchaus validen anderen Sichtweisen zu den Punkten!
Viele Grüße,
Chris