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Mein 70/30 ETF-Muster-Portfolio mit Checkliste

  • Lesezeit 6 Min.
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Chris

Dipl.-Ing., Developer, #Buy-and-Hold #ETF #Investor, Freelancer

Organisation

In meinen Berechnungen – zum Beispiel zu den Portfolio-Überschneidungen oder zur Berechnung des Anteils einzelner Länder im Portfolio – nehme ich immer Bezug auf ein repräsentatives ETF Muster-Portfolio, das ich im Folgenden kurz vorstellen möchte. Anschließend zeige ich noch eine einfache Checkliste für die Auswahl eines ETF.

Ich habe diese Indizes gewählt, da es einerseits eine etwas höhere Komplexität als ein einzelner Index hat, andererseits sind lange Datenreihen und viele ETFs auf diese Indizes verfügbar, was für meine Portfolio-Analysen wichtig ist.
Selbstverständlich ist dies keine Anlageempfehlung, sondern lediglich mein Beispiel-Portfolio mit einem gewissen Realitätsbezug 😉

Wo immer auf diesem Blog von meinem ETF Muster-Portfolio die Rede ist, spreche ich von folgender, sehr einfacher Aufteilung:

IndexGewichtung
MSCI World70%
MSCI Emerging Markets30%

Die Gewichtung richtet sich dabei grundsätzlich nach der Marktkapitalisierung mit einer Übergewichtung des Faktors Schwellenländer. Die Übergewichtung habe ich deswegen gewählt, weil in einem reinen Markt-Portfolio z.B. im MSCI ACWI die Schwellenländer nur mit ca. 10% gewichtet sind. Die Übergewichtung in meinem Muster-Portfolio kann man damit begründen, dass ich zum einen die sog. Political Risk Prämie ausbeuten und andererseits die Schwellenländer näher an ihrer BIP-Gewichtung halten möchte. Prinzipiell handelt es sich aber natürlich eher um eine Mikro-Optimierung, die nicht notwendig ist.

Das ETF Muster-Portfolio kann sehr einfach mit folgendem Code in R abgebildet werden:

msci_world <- importIsharesEtfHoldings("https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/251882/ishares-msci-world-ucits-etf-acc-fund/1478358465952.ajax?fileType=csv&fileName=EUNL_holdings&dataType=fund", "MSCI World")
msci_emerging_markets <- importIsharesEtfHoldings("https://www.ishares.com/de/privatanleger/de/produkte/251858/ishares-msci-emerging-markets-ucits-etf-acc-fund/1478358465952.ajax?fileType=csv&fileName=EUNM_holdings&dataType=fund", "MSCI EM")

basePortfolio <- bind_rows(
  msci_world %>% mutate(Weight = 0.7*Weight),
  msci_emerging_markets %>% mutate(Weight = 0.3*Weight)
)

Als kleinen Check können wir uns einmal anschauen, wie viele Aktien in diesem Portfolio enthalten sind:

count(portfolio %>% filter(Weight > 0))

Small Caps als interessante Beimischung

Um tatsächlich in alle börsengelisteten Firmen weltweit zu investieren bedürfte es noch einer weiteren Beimischung im 70/30 ETF Muster-Portfolio: Small Caps. Da sowohl der MSCI World als auch Emerging Markets nur die Firmen mit mittlerer und großer Marktkapitalisierung beinhaltet, würde sich ein ETF auf den MSCI World Small Cap mit einer Gewichtung von 10-20 % anbieten. Hier gibt es zum Beispiel einen ETF von Ishares: A2DWBY.

Allerdings habe ich mich momentan noch dagegen entschieden, diesen in das Portfolio mit aufzunehmen, da alle ETF auf den MSCI World Small Cap noch relativ neu sind und ein deutlich geringeres Volumen aufweisen. Warten wir hier mal noch ein paar Jahre ab und prüfen die Aufnahme in das Beispiel-Portfolio dann noch einmal.

Positiv wäre auf jeden Fall die deutlich größere Anzahl an enthaltenen Firmen und damit verbunden der größere Diversifikationseffekt zu bewerten.

Klumpenrisiko USA im ETF Muster-Portfolio

Häufig liest man im Zusammenhang mit dem MSCI World von einem Klumpenrisiko, da das Gewicht der USA derzeit ca. 60% im Index beträgt. Zum einen denke ich kann man in der heutigen, globalisierten Welt Firmen nicht mehr exakt einem Land zuordnen und zum anderen zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit, dass eine hohe Gewichtung eines einzelnen Landes keine Seltenheit war:

(Quelle: mercer.de)

Eine sehr interessante Analyse dazu findet sich auch beim Magazin FairValue.

Insgesamt macht diese Aufteilung im ETF Muster-Portfolio für die weitere Analyse also definitiv Sinn und ist ein realistisches Portfolio.

Kennzahlen des ETF Muster Portfolio

Schauen wir uns im Folgenden kurz einige Kennzahlen des Muster Portfolios an.
Ich nutze für alle Kennzahlen und Graphen in diesem Fall das tolle Backtest-Tool von Curvo. Da das Tool konkrete ETFs als Eingabe erfordert habe ich folgende 2 iShares-ETF für den Vergleich ausgewählt:

  1. iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc): IE00B4L5Y983
  2. iShares MSCI EM UCITS ETF (Acc): IE00B4L5YC18

Rendite, Volatilität und Sharpe Ratio

Die Sharpe Ration erlaubt eine Aussage über das Risikomaß des ETF Muster Portfolio im Vergleich zu einer risikofreien Anlage und eignet sich daher sehr gut, um abzuschätzen, ob die erwartete Rendite im Vergleich zum eingegangen Risiko attraktiv ist.

Folgende Zahlen für einen Zeitraum von Dezember 1987 bis Januar 2022 spukt das Tool hierzu aus:

Rendite p.a.9,46 %
Volatilität p.a.15,17 %
Sharpe Ratio0,6
KPIs des ETF Muster Portfolio

Korrelation

Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Korrelation der Assets in einem Portfolio untereinander. In unserem Fall als die Korrelation zwischen dem MSCI World und dem MSCI Emerging Markets.

Erwartungsgemäß – da es sich bei beiden Produkten um Aktien-ETFs handelt – ist die Korrelation mit 0,92 nahe am Maximum von 1. D.h. die beiden ETFs bzw. Indizes laufen sehr ähnlich. Interessant hierzu ist auch die Veränderung im Zeitablauf:

Korrelation des ETF Muster Portfolio im Zeitablauf
(Quelle: backtest.curvo.eu)

Checkliste für die ETF-Suche

Abschließend möchte ich noch eine kurze Checkliste zeigen, mit der ich ETFs ausuche.
Ich nenne hier bewusst keine konkreten ETFs, diese kann und sollte jeder Anleger nach seinem Belieben über Websites wie justetf sehr einfach finden können.
Wenn Du den Index und die prozentuale Aufteilung einmal festgelegt hast, sind insbesondere noch folgende Eigenschaften des ETFs interessant:

  1. Ist der ETF ausschüttend oder thesaurierend? D.h. werden die Dividenden sofort re-investiert oder werden sie Dir auf Dein Konto überwiesen?
    Steuerlich ist die thesaurierende Variante prinzipiell vorteilhafter, aber für die Psyche kann es gut sein, wenn Du regelmäßig Ausschüttungen aus Deinem Depot erhältst.
  2. Hat der ETF eine gewisse Mindestgröße an Fondsvolumen (z.B. mind. 100 Mio.), um das Risiko einer zu schnellen Schließung zu minimieren?
    Dies hat den Hintergrund, dass auch die ETF-Anbieter (z.B. iShares, Lyxor, DWS, etc.) natürlich profitabel arbeiten müssen und Geld verdienen wollen und das ist bei ETFs mit sehr kleinen Volumina in der Regel nicht über längere Zeit möglich.
  3. Wie lange ist der ETF bereits am Markt?
    Je länger eine Historie existiert, desto besser logischerweise.
  4. Ist der ETF physisch oder synthetisch replizierend?
    Falls synthetisch oder optimiertes Sampling betrieben wird: wie viele Aktien sind im ETF enthalten vs. im entsprechenden Index?
  5. Wie groß war der durchschnittliche Tracking-Error in der Vergangenheit?
    Da die meisten großen, physisch replizierenden ETFs nicht alle Aktien auch tatsächlich halten (“optimiertes Sampling”), solltest Du prüfen, wie sich das auf die Differenz zum abzubildenden Index auswirkt. Hierfür bietet sich z.B. die Daten auf trackingdifferences.com an.
  6. Wieviele Aktien sind tatsächlich im ETF enthalten?

Wichtig ist aus meiner Sicht aber vor allem, überhaupt mit dem Investieren zu beginnen. Das eigentliche Produkt (= der ETF) ist nur zweitrangig, da mittlerweile viele gute ETFs auf die breiten Indizes am Markt existieren.

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Disclaimer: Meine kostenlosen und freien Recherchen stellen meine persönliche Meinung dar und sind in keinster Weise eine Anlageempfehlung. Sie werden mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt, aber sie können trotzdem ganz oder teilweise falsch sein. Daher übernehme ich keinerlei Haftung für Anlageentscheidungen, die auf Basis der hier vermittelten Informationen getroffen werden. Des Weiteren erhebt diese Website keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität.

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